1980 Lotus 81 John Player Special

Movie-Cars

Motorengröße

2993cm³

(183cuin)

Unique Cars

Leistung

470PS

(346KW)

Racing-Cars

Getriebe

Manuell

Racing-Cars

Preis

gegen Gebot

Technische Daten

Fahrzeugtyp
Formel 1
Motorentyp
Ford-Cosworth DFV V8, 90°
Zylinder
8
Fahrgestell-Nr.
81B/5
Wagenfarbe
schwarz
Interiorfarbe
schwarz

Interne Nummer #244

Beschreibung

Lotus 81 


Chassis 81b/5 


Saison 1980


Lotus hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Nach der grandiosen Saison 1978 hat sich John Player Special zurückgezogen. Mit Martini ist schnell Ersatz gefunden. Erstmals seit 1968 tritt Lotus wieder in British Racing Green an. Doch die schmalen Martini-Streifen in Hellblau, Rot und Schwarz sind nach nur einem Jahr schon wieder verschwunden Der Wermut-Riese zieht sich zurück, die Ergebnisse waren zu enttäuschend.


Nach dem Höhenflug mit dem Wing Car Lotus 78 und seiner Weiterentwicklung Lotus 79 hat die Technikabteilung versucht, das umgekehrte Flügelprinzip auf die Spitze zu treiben. Die Konsequenz ist der aus dem 79 weiterentwickelte Lotus 80, der so viel Abtrieb generieren soll, dass er komplett ohne zusätzliche Flügel auskommt. In der Praxis funktioniert das Prinzip nur auf den Geraden. Beim Bremsen und in Kurven kommt es häufig zu Strömungsabrissen. Das Auto ist unfahrbar. Die Konkurrenz dagegen hat gelernt. Einige Teams haben die Aerodynamik des Lotus 79 einfach kopiert, Ken Tyrrell angeblich durch den schlichten Erwerb eines Modellautos. Während die Gegner ihre Wing Cars immer besser zum Laufen bringen, hat sich Colin Chapman verrannt. Kein Wunder, den Lotus-Gründer treiben noch andere Sorgen um.


Ronnie Peterson, für Chapman wie eine Art Sohn, ist 1978 in Monza an den Spätfolgen eines Startunfalls gestorben, Neuzugang Elio de Angelis, ein talentierter Italiener hat seinen Vertrag mit Shadow gebrochen, um bei Lotus zu fahren. Die Sportwagensparte leidet unter Qualitäts- und Absatzproblemen. Zudem hat sich Chapman auf das ebenso legendäre wie ruinöse Projekt De Lorean eingelassen, ein untermotorisierter Sportwagen mit hohem Preis und niedriger Zuverlässigkeit, die eine skurrile Randerscheinung der Automobilgeschichte geblieben wäre, wäre das kantige Coupé nicht durch den Hollywoodfilm „Zurück in die Zukunft“ über Nacht zur Ikone geworden.


Das Team Lotus macht zur Stabilisierung der Lage für die Saison 1980 eher einen Schritt in die Vergangenheit. Der Lotus 81 ist ein vergleichsweise konventionelles Auto. Es ist das letzte, dessen Chassis auf einer Aluminium-Wabenstruktur aufbaut. Mario Andretti, nach dem WM-Titel ein Jahr später in die Bedeutungslosigkeit abgestürzt ist, ätzt: „Das ist ein sehr einfaches Auto. Zusammengefasst lässt sich sagen: Der 81 ist ein ideales Auto – für das letzte Jahr.“


Ausgefallen ist nur die Präsentation des Autos im Pariser Nachtclub Paradiso Latin, wo der Prototyp effektvoll von der Decke heruntergelassen wird. Auf dem Boden der Tatsachen betrachtet, ist der 81 eine Weiterentwicklung des Lotus 79 und eine Übergangslösung für den Lotus 88. Das Team hat bei der Entwicklung als Basis das letzte der fünf 79er Chassis verwendet und unter der Bezeichnung 79X in Le Castellet getestet. Nach den geschwungenen Formen des desaströsen Lotus 80 weist die neue Konstruktion eher gerade Linien und scharfe Kanten auf. Die Außenhaut ist aus einem Stück gefertigt, die Seitenkästen sind so stabil, dass sich Colin Chapman zuweilen darauf setzt, um mit seinen Fahrern zu plaudern.


Auf den Flanken prangt formatfüllend der Name Essex. Der schillernde Amerikaner David Thieme hat die Essex Overseas Petroleum Corporation gegründet. Vorher war der gelernte Designer wohlhabend, jetzt ist er reich. Der Mann, den sie im Fahrerlager wegen seines Markenzeichens, einem schwarzen Hut, nur Zorro nennen, hat sich 1979 mit Colin Chapman angefreundet. Vorher bereits mit kleinen Aufklebern auf den Lotus-Rennern vertreten, ist er nun Hauptsponsor des Teams. Und so wechselt Lotus nach nur einem Jahr abermals die Farben. Die Autos sind Dunkelblau mit schmalen roten Streifen und Chrom auf den Seitenkästen. Die Chassis-Namen ändern sich ebenfalls. Trugen sie 1979 das Kürzel ML für Martini Lotus, treten die ersten beiden Lotus 81 beim Saisonbeginn in Argentinien als EL1 und EL2 (für Essex-Lotus) an.


Gegenüber dem Vorgänger vom Typ 80 ist der Radstand um fünf Zentimeter verkürzt. Radträger und Bremsen sind komplett in den Felgen versenkt, Federn und Dämpfer im Chassis untergebracht, um dem Luftstrom möglichst wenig entgegen zu setzen. Das Team erwägt sogar, freiwillig nur 17 Zoll breite Hinterräder zu verwenden, um den Luftwiderstand zu senken. Trotz aller Maßnahmen, die Windschlüpfrigkeit zu erhöhen, fehlt es dem 81 wie schon früheren Konstruktionen an Geschwindigkeit auf langen Geraden. Mario Andretti lässt beim dritten Rennen in Kyalami gar den Heckflügel abmontieren, und dennoch ist das Auto zu langsam. Obwohl er theoretisch eine Menge Abtrieb erzeugen müsste, fehlt es an Grip, und die Fahrer kämpfen mit heftigem Übersteuern.


Andretti und der 81 werden keine Freunde. Der große Champ crasht schon am ersten Rennwochenende wegen defekter Bremsen. In Rio dreht er sich in der ersten Runde, un Südafrika wird er Zwölfter, weil ein gebrochener Auspuff wertvolle Leistung kostet.


Mit einem neuen Getriebegehäuse ändern sich die Befestigungspunkte der hinteren Radaufhängung. Während der Radstand am 81b genannten Auto wieder um 2,5 Zentimeter wächst, schrumpft Andrettis Zuversicht weiter. Schaltprobleme, Kupplungsdefekte, Getriebeschäden und Motorschäden. Ein halbes Jahr doktert das Team an dem Auto herum. Andretti verpasst in Hockenheim als Siebter die Punkteränge, was ihm in den 14 Rennen dieses Jahres vier Mal passiert. Neun Mal fällt der Weltmeister von 1978 aus. Von einem versöhnlichen Ende beim Finale und Heimspiel in Watkins Glen kann keine Rede sein. Andretti wird Sechster, es ist sein einziger Punkt. Frustriert verlässt er das Team und wechselt zur kommenden Saison zu Alfa Romeo.


Der Amerikaner steht 1980 im Schatten des 22-jährigen de Angelis. Aber dessen zweiter Rang beim zweiten Rennen in Brasilien bleibt auch für den Italiener das einzige echte Highlight. Immerhin stabilisieren sich mit den Verbesserungen am Auto auch seine Ergebnisse. Bei den letzten sechs Rennen fährt er drei Mal in die Punkte. Beim Heimspiel in Monza und beim Finale in Watkins Glen wird er Vierter. Einen klaren Fortschritt haben die seit dem fünftletzten Rennen in Zandvoort montierten neuen Seitenkästen gebracht.


Insgesamt vier Chassis des 81 tragen das große Essex auf den Flanken, das Auto aus der Black & Gold-Collection ist Chassis Nummer 5, es wurde im Rennen nie eingesetzt. Obwohl wahrlich kein großer Wurf, verlängert sich die Karriere des 81. Weil der ebenso geniale, aber in Sachen Reglement-Auslegung grenzwertige Lotus 88 bei jedem Anlauf, an einem Rennen teilzunehmen für illegal erklärt wird, kommt bis zum Großen Preis von Belgien weiter der 81 zum Einsatz.


De Angelis holt einen dritten Rang in Südafrika, allerdings zählt das Rennen nicht zur Formel-1-WM, denn wegen des im Vorjahr ausgebrochenen und noch immer schwelenden Konflikts zwischen der von Bernie Ecclestone angeführten Team-Vereinigung FOCA und dem Motorsport-Weltverband FISA unter Präsident Jean-Mari Balestre sind die kontinentaleuropäischen Top Teams von Renault und Ferrari nicht angetreten.


Den 1981 frei gewordenen Platz von Mario Andretti hat der junge Engländer Nigel Mansell eingenommen, der bereits ein Jahr zuvor bei drei Grand Prix in einem dritten Lotus antrat, allerdings nie das Ziel sah. Bei einem durch schwere Unfälle turbulenten Rennen in Zolder setzt der 26-Jährige eine erste Duftmarke und beendet das Rennen als Dritter.


Turbulenzen gibt es für das Team Lotus auch in finanzieller Hinsicht: Im April 1981 wird Essex-Chef David Thieme auf dem Flughafen Zürich festgenommen. Der Vorwurf: Betrug. Zwei Wochen später ist der Amerikaner gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Die Beweislage reicht nicht aus, um ihn anzuklagen, aber seine Glaubwürdigkeit ist dahin. Essex geht unter, und Thieme verschwindet in der Versenkung. Wie gut, dass die alten Partner einspringen. John Player Special kehrt zurück in die Formel 1, die Lotus-Renner sind ab dem wieder Schwarz und Golden, die Motorsportwelt bekommt das Gefühl, dass wieder zusammengewachsen ist, was zusammengehört. Auch einer der Lotus 81 wird umlackiert. Chassis 81/2 dient bei den Rennen in Jarama und Dijon als Ersatzauto.